Wirtschaftlichkeit von Permakultur: Eine Fallstudie unter Schweizer Bedingungen – Artikel vom 25. Mai 2025

Dario Principi Ganzes Feld
Bild: Dario Principi

Text von Dario Principi:

Eine dreijährige Fallstudie zeigt, dass Permakultur ein wirtschaftlich tragfähiges Modell für landwirtschaftliche Betriebe in der Schweiz darstellen kann. Trotz Schwankungen im Ertrag sind die Ergebnisse vielversprechend. Die Untersuchung liefert konkrete Zahlen zu Arbeitsverdienst, Erträgen und Kosten und identifiziert Schlüsselstrategien für eine erfolgreiche Permakultur.

Wie wirtschaftlich ist Permakultur? Eine Analyse über drei Jahre

In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit und Klimawandel geprägt ist, gewinnen nachhaltige landwirtschaftliche Modelle an Bedeutung. Permakultur, ein Konzept, das auf natürliche Kreisläufe setzt, verspricht sowohl ökologische als auch soziale Vorteile. Doch bleibt die Frage: Kann sie auch wirtschaftlich mithalten? Eine Fallstudie aus der Schweiz, durchgeführt auf einer 1’160 Quadratmeter großen Fläche in Lüsslingen-Nennigkofen, ging dieser Frage nach und untersuchte die Wirtschaftlichkeit eines Permakultur-Systems über drei Jahre.

Ein Blick auf die Zahlen: Wirtschaftlichkeit und Arbeitsverdienst

Im Zentrum der Studie stand die Frage, ob Permakultur ein Einkommen generieren kann, das mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben vergleichbar ist. Der Arbeitsverdienst pro Stunde nach Abzug aller entstandenen Kosten lag im ersten Jahr der Untersuchung bei 28.- CHF pro Stunde und damit leicht über dem Durchschnitt Schweizer Talbetriebe. Im zweiten Jahr fiel der Wert auf 24.- CHF pro Stunde, was knapp unter den Vergleichswerten lag. Im dritten Jahr sank der Arbeitsverdienst jedoch auf rund 20.- CHF pro Stunde, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den ersten beiden Jahren.

Dieser Einbruch lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Zum einen wurden im dritten Jahr Neupflanzungen in der Fläche getätigt, die sowohl Ressourcen als auch Arbeitszeit in Anspruch nahmen. Zum anderen gingen die Erträge von schnellen Ertragsbringern wie Beeren und Kräutern leicht zurück. Dies zeigt, dass die Übergangsphase vom jungen Permakultur-System in ein langfristiges Permakultur-Ökosystem besondere Herausforderungen mit sich bringt, die es zu bewältigen gilt.

Elemente im Vergleich: Synergien und Herausforderungen

Der Arbeitsverdienst pro Stunde variierte stark zwischen den einzelnen Elementen des Systems. Die Auswertung zeigte, dass Beerenpflanzen den höchsten Stundenverdienst erreichten. In den ersten beiden Jahren lagen die Werte teilweise bei 30.- CHF pro Stunde und pendelten sich im dritten Jahr bei 25.- CHF pro Stunde ein. Die kurze Entwicklungszeit dieser Pflanzen macht sie besonders wertvoll für die erste Phase eines Permakultur-Systems. Einjährige Kulturen, wie Kürbisse, waren ebenfalls rentabel und erzielten durchschnittlich 23.- CHF pro Stunde. Sie trugen wesentlich dazu bei, kurzfristige Erträge im jeweiligen Untersuchungsjahr zu sichern und das System zu stabilisieren.

Der Stundenverdienst von langfristigen Elementen wie Hochstammobstbäumen und Spargel lag deutlich darunter. Während sie im ersten Jahr keine Erträge liefern, lag ihr Arbeitsverdienst im dritten Jahr bei etwa 12-15.- CHF pro Stunde. Es wird erwartet, dass diese Elemente in den kommenden Jahren höhere Erträge bringen. Ihre Bedeutung für die folgenden Jahre darf nicht unterschätzt werden, da diese Elemente zur langfristigen Stabilität des Systems beitragen und ökologische Vorteile wie Biodiversität und Erosionsschutz bieten.

Die Differenzierung nach Permakultur-Elementen zeigt, wie wichtig eine ausgewogene Kombination aus kurz-, mittel- und langfristigen Kulturen ist.

Effizienzsteigerung durch gezielte Planung

Die Fallstudie unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Planung bei der Umsetzung von Permakultur-Systemen. Eine sorgfältige Planung ist entscheidend, da sie die Grundlage für ein effizientes, nachhaltiges und produktives System legt. Die Permakultur orientiert sich an natürlichen Kreisläufen und nutzt Prinzipien wie die Zonen- und Sektorenplanung, um die optimale Platzierung von Elementen sicherzustellen. Eine gute Planung berücksichtigt Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Wasserressourcen, um Synergien zwischen Pflanzen und Tieren zu fördern.

Fehler in der Planung können die Wirtschaftlichkeit und Stabilität des Systems erheblich beeinträchtigen, insbesondere während der Systementwicklungsphase, in der langfristige Erträge oft noch ausbleiben. Der Fokus auf eine ausgewogene Kombination aus kurz- und langfristigen Elementen ermöglicht es, Erträge zu maximieren und Risiken zu minimieren. Zudem reduziert eine präzise Planung Arbeitsaufwände und Kosten, schafft robuste Systeme und unterstützt die langfristige Nachhaltigkeit und Resilienz des Projekts.

Erfolgsfaktoren und Herausforderungen

Die Fallstudie identifiziert mehrere Erfolgsfaktoren, die zur Wirtschaftlichkeit von Permakultur beitragen.

  • Diversifizierung der Produktion: Verringert das Risiko von Ertragsschwankungen und Preisschwankungen. Fördert Synergien zwischen verschiedenen Kulturen, z. B. Stickstofffixierung.
  • Sorgfältige Auswahl der Kulturen: Fokus auf Kulturen, die in der jeweiligen Phase des Systems (kurz-, mittel- und langfristig) optimale Erträge liefern.
  • Diversifizierung der Absatzkanäle: Verkauf von Spezialprodukten oder an regionale Märkte, um die Wertschöpfung zu erhöhen.
  • Kontinuierlicher Lernprozess: Anpassung und Optimierung der Methoden durch Beobachtung und Erfahrung.
  • Bewusste Gestaltung von intensiven und extensiven Bereichen: Kombination aus produktiven und ökologischen Flächen, um eine Balance und effiziente Bewirtschaftung zu gewährleisten.

Neben den Erfolgsfaktoren gab es Herausforderungen. Der Rückgang im dritten Jahr verdeutlicht, dass Investitionen und Pflegeaufwand die Wirtschaftlichkeit eines Permakultur-Systems vorübergehend belasten können. Hier zeigte sich, dass eine langfristige Perspektive und eine durchdachte Bewirtschaftung entscheidend sind, um solche Schwankungen auszugleichen.

Fazit: Permakultur als wirtschaftliches Modell

Die Ergebnisse der Fallstudie zeigen, dass Permakultur-Systeme ein rentables Modell für die Landwirtschaft darstellen können. Trotz Schwankungen in den Erträgen und Arbeitsverdiensten bleibt die Wirtschaftlichkeit auf einem Niveau, das mit anderen Betrieben vergleichbar ist. Gleichzeitig bietet Permakultur ökologische und soziale Vorteile, die konventionelle Landwirtschaft in dieser Form nicht leisten kann.

Die Untersuchung macht jedoch auch deutlich, dass Permakultur-Systeme eine fundierte Planung und Anpassung erfordern. Die Wahl der Kulturen, die Nutzung von Synergien und die Integration ökologischer Elemente sind entscheidend für den Erfolg. Je nachdem wie die Ausgangslage auf den Betrieben in Bezug auf Vermarktung, Boden und Klima sind, müssen individuelle Lösungen gefunden werden.

Weitere Forschung ist nötig, um die Langzeitperspektive und die Skalierbarkeit solcher Systeme besser zu verstehen. Die vorliegende Fallstudie zeigt aber, dass Permakultur nicht nur eine Antwort auf ökologische Herausforderungen bietet, sondern auch auf die Frage, wie Landwirtschaft nachhaltig und wirtschaftlich gestaltet werden kann.

Portrait Dario Principi
Bild: BFH-HAFL

Dario Principi ist Landwirt und Agronom. Er bildet junge Landwirte und Landwirtinnen am INFORAMA in Zollikofen aus und setzte sich im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiums vertieft mit der solidarischen Landwirtschaft und der Permakultur-Planung auseinander.

Link zur Masterarbeit von Dario Principi

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