Dank mehr Biodiversität: Voller Ertrag bei einem Drittel weniger Reben – Artikel vom 10. Oktober 2025

Roland Lenz
Bild: Jil Schuller

Text von www.bauernzeitung.ch:

Roland Lenz hat sein Weingut stark diversifiziert. Er baut zwischen den Reben verschiedene Fruchtbäume an und fördert Fledermäuse gegen die KEF. So kann er flächeneffizient und chemiefrei produzieren.

Immer, nachdem er seine Reben mit Fungizid behandelt hatte, plagten Roland Lenz heftige Kopfschmerzen. Aspirin half. Bis Lenz auffiel, dass sowohl das Medikament als auch das Fungizid vom selben Hersteller stammen. «Für den Konzern geht das auf – für mich nicht», so sein Fazit. An diesem Punkt stellte er 1995 die Bewirtschaftung seiner damals 6,5 ha Reben auf Bio um.

Die Piwis als Lösungsansatz auch nach dem «Jahr ohne Sommer»

Im Jahr darauf, 1999, folgte das «Jahr ohne Sommer». «Wir haben die Pelerine praktisch nur noch zum Schlafen abgelegt», erinnert sich Roland Lenz. Auf 5 ha erlitt er Totalausfall, der Pflanzenschutz versagte bei den empfindlichen Rebsorten Müller-Thurgau und Pinot Noir. Die übrigen Reben – pilzwiderstandsfähige (Piwi-) Sorten – präsentierten sich hingehen gesund und wunderschön. «Die Piwi-Flächen haben uns gerettet», meint der Winzer aus Uesslingen TG. Seither pflanzt er keine europäischen Traubensorten mit klingenden Namen mehr, er setzt bei der Erneuerung von Parzellen ausschliesslich auf krankheitsrobuste Piwi.

Als Bio-Weinbauer beschäftigte Roland Lenz die Abdrift-Problematik. Um seine Reben von den konventionellen in der Nachbarschaft zu schützen, pflanzte er Hecken. Drei Reihen Rebstöcke mussten dafür weichen. Doch Roland Lenz entdeckte bald einen anderen Effekt der Hecken in seinem Rebberg, die sich zunehmend mit Leben füllten: «Ich konnte beim Arbeiten dort meine Batterien aufladen.» Er fühlte sich erholt, auch wenn er dieselben Tätigkeiten ausführte, die ihn
an anderer Stelle eher ermüdeten. Über die Jahre fanden immer mehr Insekten, Vögel, Reptilien und Säugetiere im biodiversen Rebberg Rückzugsorte. «Heute haben wir etwa 15 Rehe in den Reben», bemerkt Lenz. Seitliche Netze verhindern, dass sich Rehe oder Vögel bei den reifen Trauben bedienen und schützen sie zusätzlich vor Hagel.

Betriebsspiegel Weingut Lenz:

  • Labels: Bioetico, Demeter
  • LN: 27 ha Reblagen
  • 7 Weingärten, insgesamt 2500 Fruchtbäume und 100 000 Piwis
  • rund 80 verschiedene Weine
  • Ackerbau: Fruchtfolge aus Getreide, Leguminosen, Buchweizen, Ölsaaten
    oder Hanf in flachen Parzellen zwischen den Reben
  • Arbeitskräfte: Roland und Karin Lenz, 14 Schweizer Festangestellte (900 Stellenprozent)

Verbesserte Bodenfruchtbarkeit durch Verzicht auf Chemie

Er habe lange Zeit einfach biologische statt chemische Hilfsstoffe eingesetzt, meint der Winzer rückblickend. «Ich bin nicht die Ursachen angegangen» Durch die Behandlung seiner Pinot-Noir-Reben mit Kupfer oder Schwefel statt chemischer Wirkstoffe seien die Pflanzenschutz-Probleme zwar kleiner geworden, das Bodenleben habe aber weiterhin unter den fungiziden Spritzungen gelitten.

Ein neuer BLW-Kulturcode

Die Feldkulturen, Nüsse und Fruchtbäume diversifizieren nicht nur das Leben im Rebberg und Lenz’ Angebot, sondern sind auch für die Mitarbeitenden attraktiv, ist er überzeugt. Agrarpolitisch fallen seine Weingärten allerdings durch die Maschen, denn Bäume gehören nicht in einen Rebbaukataster. Daher steht Lenz mit den Behörden in Kontakt, um einen neuen Kulturcode zu entwickeln: Permakultur mit Reben.

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