Text von www.bioaktuell.ch:
Kürzlich fand in Neuenburg im Rahmen des von der Leopold Bachmann Stiftung finanzierten FiBL-Projektes «Agroforst Lernprojekt» ein Tag zum Thema Agroforstwirtschaft statt, an dem die Teilnehmer zwei Agroforstprojekte auf dem Bauernhof Combazin oberhalb von Le Landeron sowie auf der Domaine de l’Aurore in Cernier besichtigen konnten.
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Hugues Maurer – die pragmatische Vision der Agroforstwirtschaft
In Le Landeron (NE) bewirtschaftet Hugues Maurer mit seiner Familie einen Betrieb, der seit 2018 Knospe-zertifiziert ist. «Es ist das Klima, das uns zu den Bäumen bringt», erzählt Maurer, der vor etwa fünfzehn Jahren seine Milchviehherde gegen rund zwanzig Mutterkühe der Rasse Salers eingetauscht hat.
«Mit den Salers konnte ich der Verbuschung entgegenwirken, was mit den Holstein-Kühen nicht möglich war. Gleichzeitig boten sich diese Büsche und Dornen als sehr interessante Alternative an, sobald die Wiesen ab dem 15. Juni austrocknen.»
Auf 600 Metern Höhe, auf flachen, kalkhaltigen und durchlässigen Böden mit einer Tiefe von nur 20 bis 40 Zentimetern, bedeutet der Sommer nun regelmässig ausgetrocknete Wiesen. Hugues Maurer legt jedoch grössten Wert auf seine Futterautonomie. «Ich habe schnell verstanden, dass diese Dornen- und Haselnusssträucher, die lange Zeit als invasiv galten, meiner Herde zugutekommen würden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ihr Wachstum und ihre Regeneration gewährleistet sind.»
Eine zentrale Futterquelle
Schnell wurde die Nutzung des Buschwerks als Futterquelle zu einem zentralen Bestandteil der Strategie des Neuenburger Landwirts. «Aber wir mussten lernen, damit umzugehen. Das Ziel war es, eine Übernutzung zu vermeiden, um den Schatten und die Biomasse für die Tiere zu maximieren.»
Es ging also darum, den Zugang der Salers-Kühe zu den verschiedenen Buschzonen zu steuern und diese Praxis in die Weidewirtschaft zu integrieren. So sollte eine angemessene Dichte bewahrt und gleichzeitig eine Verwaldung verhindert werden.
«Das erfordert eine präzise Steuerung», räumt der Landwirt ein. «Man muss wissen, dass eine Kuh nicht über einer Höhe von 1,50 bis 2 Metern frisst», erinnert Geoffrey Mesbahi, FiBL-Spezialist für die Ernährung von Wiederkäuern und die Futtermittelproduktion. «Daher müssen Bäume, die als Futterquelle dienen, so bewirtschaftet werden, dass sie nicht übernutzt werden.»
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Antoine El Hayek – experimentieren, um vorausschauend zu handeln
Auf dem seit 1999 Bio-Knospe-zertifizierten Gut Aurore in Cernier (NE) bewirtschaften Antoine El Hayek und seine Frau Audrey gemeinsam rund 70 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon ist ein kleiner Teil Ackerland für Getreide und der Rest Grünland zur Fütterung ihrer Milchviehherde von rund 70 Montbéliard-Kühen. «Unsere Kühe weiden während der gesamten Weidesaison. Wir haben zwei Hauptkalbungsperioden, im Februar-März und dann im August-September.»
Das Val de Ruz liegt auf einer Höhe von 730 Metern und verzeichnet jährlich mehr als 1000 Millimetern Niederschlag. Dennoch haben die globale Erwärmung, der Wunsch nach Futterautonomie auf dem Hof und Neugierde das Ehepaar El Hayek dazu bewogen, sich dem Agroscope-Projekt zur Untersuchung von Futterhecken an sechs Standorten in der Westschweiz anzuschliessen. «Allerdings sind die Entwässerungsbedingungen in der Region nicht gerade förderlich für den Anbau von Bäumen», räumt Antoine El Hayek ein.
Linde, Erle, Weide usw.
So wurden drei 300 Meter lange Reihen angelegt, und zwar ohne tiefgründige Bodenbearbeitung und ohne Düngung. Jede der ausgewählten Baumarten – darunter Kleinblättrige Linde, Korsische Erle, Salweide, Blütenesche und Weisse Maulbeere – ist in einem Block vertreten, der 27 Mal wiederholt wird.
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