Wo sich natürliche Helfer voll in die Hände spielen – Beitrag vom 25. März 2021

Vomgarte
Bild: Marcel Bieri

Text von www.bernerzeitung.ch:

Nicole Bürer und Peter Gautschi wollen pro Quadratmeter fünfmal mehr produzieren, als mit konventioneller Landwirtschaft möglich wäre. Und das ohne künstliche Hilfsmittel.

Auf den ersten Blick ist es ein Heimetli, wie es viele gibt im Emmental. Es ist klein und klebt an einem stotzigen Hang. Die Rede ist von einem Gehöft hoch über dem Wittenbach in Lauperswil. Zum Bauernhaus gehören 4,5 Hektaren Landwirtschaftsland. Das ist zu wenig, als dass ein Bauer davon leben könnte.

Bis vor drei Jahren wurde das Gebäude denn auch bloss noch als Ferienhaus genutzt. Das Land darum herum war verpachtet und diente ein paar Rindern als Weide. Aber diese frassen nicht alles. «Unterhalb des Waldrands standen die Dornenbüsche meterhoch», sagt Peter Gautschi. Seine Partnerin Nicole Bürer schickte dann ihre Stiefelgeissen ins Gelände. Sie putzten alles weg, und das Vordringen des Waldes war gebremst.
Ein geschütztes Haus

Vor dreizehn Jahren hat das Paar aus dem Seeland das Heimwesen gekauft. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege baute es das geschützte Haus aus dem Jahr 1805 um. So viel wie möglich liessen sie, wie es war. Aber aus einem vormals «schwarzen Loch», wie er sagt, machten sie eine helle Küche. Und das Ganze wurde isoliert.

Seit drei Jahren wohnen Nicole Bürer und Peter Gautschi nun permanent hier oben. Sie arbeitet zu 80 Prozent als Kindergärtnerin in Bärau, er zu 90 Prozent als Softwareingenieur bei der Berner Kantonalbank. Doch es ist nicht sicher, dass die 57-Jährige und der 58-Jährige das bis zu ihrer Pensionierung tun werden. Denn sie haben Grosses vor auf ihrem Heimet.

Sie wollen zeigen, dass man auf den 4,5 Hektaren den Lebensmittelbedarf von zehn Personen produzieren kann. Das wollen sie ohne Kunstdünger, Pestizide und dergleichen erreichen. Und sie wollen Tiere und Boden auch nicht ausbeuten – im Gegenteil: Sie wollen natürliche Kreisläufe nutzen. Und sie glauben daran, dass sie so fünfmal mehr produzieren können, als mit konventioneller Landwirtschaft möglich wäre. Das Zauberwort heisst Permakultur.

Die Pläne von Nicole Bürer und Peter Gautschi sehen so aus: Sie unterteilen ihr Heimet in verschiedene Zonen. «Wir haben sonnige und schattige Hänge», sagt sie. In der Kräuterakademie am Inforama Bäregg hat sie gelernt, welche Kräuter es gibt und wie man sie verarbeitet.

Die Ställe werden möglichst nah am Haus gebaut, damit die Wege zum Füttern kurz bleiben. Apropos Wege: Diese bauen Bürer und Gautschi nicht etwa selber, sie lassen bauen – von den Wollschweinen. Wo es – unterwegs zu den verschiedenen Pflanzplätzen – künftig langgehen soll, lassen sie die Schweine den Boden umgraben. «Wir machen Löcher und streuen Mais hinein», erklärt Nicole Bürer den Trick, der die Specie-Rara-Rasse zum Arbeiten verleitet.
Auf der Suche nach Mais werden die Wollschweine zu Strassenbauern.

Auch im Garten übernehmen die Schweine das Umgraben. Sie leben in Symbiose mit Schweizer Hühnern – ebenfalls eine Urrasse. Deren Aufgabe ist es, Ungeziefer und vor allem Schneckeneier aufzupicken. Skuddenschafe pflegen das umliegende Grasland. Das Paar nutzt seine Tiere aber auch als Fleisch- und Eierlieferanten. Was es aus der Schafwolle machen wird, weiss es noch nicht. «Wahrscheinlich eignet sie sich zum Filzen», sagt Nicole Bürer.

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