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Text von landwirtschaft-klima-wandel.podigee.io:

Die Mischung macht’s!

Sträucher oder Bäume auf Äckern und Weiden stärken das Ökosystem und schützen das Klima. Wir liefern Einblicke in die Praxis.

Eigentlich ist diese gemischte Art der Landnutzung alt und war weitverbreitet. Kastanienselven oder Streuobstwiesen sind bekannte Beispiele. Luftaufnahmen aus den 1950er-Jahren zeigen, wie landauf, landab verbreitet Obstbäume standen. Heute ist die Landschaft vielerorts ziemlich ausgeräumt. Doch die Bäume und Hecken kommen zurück. Verschiedene Betriebe setzen wieder auf Agroforstsysteme.
Einer ist der Gutsbetrieb des landwirtschaftlichen Bildungszentrums des Kantons Graubünden; der Plantahof ist einer der rund 50 Pilotbetriebe beim Bündner Klimaprojekt.

Auf der Weide direkt beim grossen Viehstall im bündnerischen Landquart wurden rund 60 Hochstammobstbäume gepflanzt. Sie sollen dereinst Früchte liefern und irgendwann auch den Tieren Schatten spenden.
Angelegt wurde die Anlage so, dass das Gras rund um die Bäume weiterhin mit Maschinen gemäht werden kann.
Dies ist ein Merkmal von Agroforstsystemen – die landwirtschaftliche Nutzung rundum soll nicht leiden und weiterhin möglich sein. Beim Plantahof setzt man mit den Obstbäumen zusätzlich auf die Produktion von Most.

Eine besondere Art von Agroforstwirtschaft betreibt Pirmin Adler aus Oberrüti im Kanton Aargau. Er hat in den letzten Jahren hunderte Sträucher und Bäume auf seinen Weiden gepflanzt – würde man die Pflanzenreihen aufaddieren, käme man auf eine Länge von über einem Kilometer. In dieser Grössenordnung ist das in der Schweiz einzigartig.
Die Hecken dienen seinen Rindern als Futterquelle. Er verfüttert die frischen Triebe und das Laub. Die Sträucher würden wertvolle Mineralstoffe liefern, sagt Adler. Zusätzlich sollen weitere Inhaltsstoffe in den Gehölzen für eine gute Gesundheit im Stall sorgen. Die Futterhecke also quasi auch als Open-Air-Apotheke.

Dieses Zusammenspiel aus mehrjährigen Sträuchern oder Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen bringt nicht nur eine Doppelnutzung – Agroforst kann noch mehr. Darüber reden wir mit Mareike Jäger. Sie ist Expertin für Agroforstsysteme und Dozentin an der Zürcher Hochschule ZHAW.
Die Durchmischung optimiert zum Beispiel den Wasserhaushalt im Erdreich, die Hecken und Bäume können Bodenerosion vorbeugen und für ein gemässigtes Mikroklima in der Umgebung sorgen. Die Flächen sollen so widerstandsfähiger gegen Extremwetter werden.

Agroforst ist aber nicht nur eine Massnahme, um klimafitter zu werden, sondern auch, um aktiv etwas für das Klima zu tun. Bäume entziehen der Atmosphäre durch Photosynthese CO2 und leiten so Kohlenstoff in den Boden und speichern diesen auch im Holz und den Wurzeln.
Was Agroforst wirklich leisten kann, ob Bäume auf dem Acker zur Konkurrenz für die Kulturen werden können und warum Agroforst in den vergangenen Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten ist – all dies klären wir in dieser Episode.

Link zum Podcast

Link zum Projekt Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden

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